Geiz ist geil - diese Devise gilt gegenwärtig oft auch beim Autokauf
| 20.11.2012
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Geiz ist geil - diese Devise gilt gegenwärtig oft auch beim Autokauf
Seit der Einführung des Euro im Jahr 2001 gibt es in Deutschland Rabattaktionen wie nie zuvor. Ob es sich um preisgünstige Finanzierungsangebote für Möbel sowie Unterhaltungselektronik handelt oder um den Kauf von Autos - jeder, der neue Kunden gewinnen möchte, muss sich etwas einfallen lassen. Die Autoindustrie, die bis dato von dramatisch sinkenden Absatzzahlen verschont blieb, bekam im letzten Monat ebenfalls die Zurückhaltung der Autokäufer zu spüren. Im Vergleich zum September des Jahres 2011 meldeten die Zulassungsstellen bundesweit 11 Prozent weniger Anmeldungen. Dieser Trend zeichnet sich bereits seit Anfang des Jahres ab. Rechnet man die Werktage des Monats September hinzu, der durch fünf Wochenenden zwei Arbeitstage weniger hatte, ist dieser Monat mit einem Rückgang von zwei Prozent bei den Zulassungszahlen repräsentativ für das ganze Jahr 2012.
Ebenso in Sachen Export, der in der Vergangenheit noch das stabilste Standbein der Autohersteller war, sind die Zahlen nicht mehr so rosig. Die Euro-Krisen in Spanien, Portugal und auch Griechenland sind ursächlich für den Absatzrückgang im Ausland.
Das wichtigste Argument - der Kaufpreis
Um angemessene Umsätze zu generieren, ist es erforderlich, die breite Masse der Verbraucher anzusprechen. Wenn nur finanziell potente Konsumenten einige hochpreisige Modelle kaufen, sammeln sich die Kleinwagen und Mittelklasseautos auf den Lagerplätzen der Hersteller. Aufgrund dieser Tatsache reagierten bereits Opel und Ford. Bei den Herstellern werden weniger Autos produziert und man spricht schon jetzt über den Abbau von Arbeitsplätzen.
Im europäischen Vergleich ist die deutsche Autoindustrie zwar noch nicht auf dem letzten Platz der Absatzentwicklung, wenn man jedoch nicht rasch handelt, besteht die Gefahr, mit Frankreich und Italien gleichzuziehen. In diesen Ländern werden Einbrüche bei den Verkaufs- und Zulassungszahlen von bis zu 25 Prozent gemeldet.
Jeder Autofahrer weiß, dass ein Neuwagen, der einmal angemeldet war, erheblich an Wert verliert. Um für den Kunden die bereits produzierten Fahrzeuge preislich interessant zu machen, werden die Neuwagen von den Herstellern kurz zugelassen und anschließend als Gebrauchtwagen angeboten. Gut für den Käufer, denn man bekommt ein nahezu neues Auto zu einem Preis, der bis zu 25 Prozent unter dem Listenwert liegt. Außerdem »bereinigen« diese Tageszulassungen die Statistik. Der größte Automobilhersteller Deutschlands - Volkswagen - verkauft auf diese Weise mehr als ein Drittel seiner Fahrzeuge. Diese Verfahrensweise sorgt zwar dafür, dass die Fahrzeuge nicht auf den Lagerparkplätzen stehen, bringt aber in der Folge nicht die erwarteten Umsätze.
Weitere Werbemaßnahmen sind Null-Prozent-Finanzierungen und zusätzliche Extras in der Ausstattung. Da viele Autokäufer noch immer den Kaufpreis eines neuen Wagens von Euro in DM umrechnen, fällt es schwer für einen Klein- /Mittelklassewagen 15.000 oder sogar 20.000 Euro aufzuwenden.
Die Zukunft gehört den Elektroautos?
Obwohl inzwischen durchaus alltagstaugliche Fahrzeuge mit Elektroantrieb aus deutscher Produktion am Markt angeboten werden, halten sich die Käufer auch in diesem Segment zurück. Das erklärte Ziel der Bundeskanzlerin Angela Merkel bis zum Jahr 2020 eine Million E-Autos im Straßenverkehr zu finden, scheint in weite Ferne gerückt zu sein. Weniger als 0,1 Prozent beträgt der Anteil bei den Neuzulassungen. Letztlich spielt ebenso bei diesen Offerten der Preis eine wichtige Rolle. Die hohen Produktions- und Entwicklungskosten sorgen dafür, dass Elektrofahrzeuge nach wie vor für den Endverbraucher zu teuer sind. Solange sich die Regierung zudem gegen eine steuerliche Förderung wehrt, werden diese umweltfreundlichen und im Verbrauch günstigen Fahrzeuge nur von einzelnen Kunden gekauft.
Für den Verbraucher gibt es ab auch gute Nachrichten
Während man vor wenigen Jahren noch dauerhaft an eine Autoversicherung gebunden war, können die Preise der Fahrzeuge wenigstens teilweise durch einen günstigeren Versicherungsvertrag aufgefangen werden. Wer sich ein neues Fahrzeug zulegt, hat in der heutigen Zeit die Möglichkeit, diverse Tarife miteinander zu vergleichen und ein preiswertes Angebot zu finden - die Kündigungsfrist ist meist bis 30. November. Aber bei einem Fahrzeugwechsel ist es für Versicherungsnehmer auch außerhalb der Fristen, den Versicherer zu wechseln. Gleiches gilt im Schadensfall oder bei Beitragsanpassungen, die seitens der Assekuranz angekündigt werden. In diesem Fall gilt das außerordentliche Kündigungsrecht.
Auto News von dp303
Autor: Helge Blischke