Darf Volkswagen noch Volkswagen heißen?

| 20.12.2024


. Die Autos von VW sind ganz schön teuer geworden: Der erste Golf, der jüngst seinen 50. Geburtstag feierte, kostete 1974 grade mal 8795 DM. Nun war das in den 70er-Jahren nicht wenig Geld, betrug das Durchschnittseinkommen doch bescheidene 23.381 DM netto. Das heißt, ein Durchschnittsverdiener musste viereinhalb Monate für seinen Golf arbeiten.


Ganz anders heute: Der Golf der jüngsten Generation steht mit 28.332 Euro in der Preisliste. Das Durchschnittseinkommen liegt aktuell bei 26.271 Euro. Otto Normalverbraucher muss aktuell also mehr als ein Jahr (13 Monate) für einen Golf arbeiten, dreimal so lange wie seine Elterngeneration. Und der VW ID 3, das vollelektrische Pendant zum Golf, kostet sogar 33.300 Euro, also 15 Monatsgehälter. Elektroautos sind eben teuer.Hat Habeck also recht, baut Volkswagen keine Autos fürs Volk mehr? Nicht unbedingt: 1974 hatte der Golf 50 PS, einen Vergaser und keinen Kat. Entsprechend schlecht waren seine Abgaswerte. Die Fenster wurden nicht elektrisch, sondern mit Kurbel geöffnet. Und eine Klimaanlage, heute Standard, gab es nicht für Geld und gute Worte.Noch entscheidender für den Golf-I-Kunden: Schon bei der dritten HU, also nach sechs Jahren, stand dem Besitzer beim TÜV der Angstschweiß auf der Stirn, und er fragte sich, ob es wohl noch eine Plakette gibt. Denn schon nach relativ kurzer Zeit zeigten die ersten Golf schwere Rostschäden. Angeblich hatte VW billige DDR-Bleche eingekauft. Ein Gerücht.Heute ist ein sechs Jahre alter Golf noch so gut wie neu. Im Schnitt ist sind die Autos von VW über zehn Jahre alt. In den 70er-Jahren war das noch undenkbar.Dennoch sind die Autopreise der Einkommensentwicklung – vor allem in den vergangenen 20 Jahren – davongelaufen:

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: Verdoppelt hat sich der Durchschnittspreis eines Neuwagens, während die Gehälter nur um gut 50 Prozent gestiegen sind. Die private Kundschaft reagiert mit Downsizing und kauft kleinere und günstigere Autos.Für VW heißt das: Der Golf ist zwar immer noch das meistverkaufte Autos in Deutschland. Aber der Erfolg von Skoda spricht Bände: Bis Ende November setzten die Händler der VW-Tochtermarke 191.243 Fahrzeuge ab. Das ist ein Zuwachs von 24 Prozent. Auch Dacia räubert mittlerweile kräftig Marktanteile, vor allem im Privatkunden-Segment. In Europa ist der Dacia Sandero, das aktuell billigste Auto auf dem Markt, auch das meistverkaufte.Die Kunden sind es leid, immer mehr für ihr Autos auszugeben. Denn mittlerweile laufen – wie auch bei Mieten, Urlaubsreisen oder Hauspreisen – die Einkommen der Inflation hinterher. Dafür gibt es viele Gründe. Einer ist die mittlerweile absurde Überregulierung, die das Auto in Europa erfahren hat. Nicht nur Abgaswerte oder CO2-Ausstoß werden streng geregelt, sondern auch die Cyber-Sicherheit, also der Schutz der Autos gegen Hackerangriffe. Allein diese eine EU-Regel hat eine ganz Reihe günstiger Kleinwagen aus dem Markt gefegt: Die Hersteller scheuten die hohen Kosten für die Cyber-Sicherheit, die sich bei diesen Einstiegsmodellen nicht rechnen. Und die EU muss sich fragen lassen, ob es hier nicht übertrieben wird mit der Sicherheit?Denn Autohersteller müssen Geld verdienen. Wie sollen sie sonst viele Milliarden in neue Technologien investieren, in Elektroantriebe, Batterien und vor allem Software? Die EU hat in den vergangenen zehn Jahren alles getan, um individuelle Mobilität zu verteuern. Haben Politiker wie Robert Habeck jemals Einspruch dagegen erhoben?Die Grünen versprechen im gerade begonnenen Wahlkampf, das Leben wieder bezahlbar zu machen. Dabei tun sie seit Jahren das genauen Gegenteil: Individuelle Mobilität, vom allem mit dem Auto, wird ständig teurer. Vom Wohnen, Fliegen und Essen gar nicht zu reden. Selbst wenn es die staatliche Gängelung gäbe: In Deutschland sind einfach die Standortkosten zu hoch, um hier Autos für 20.000 Euro zu bauen, egal mit welchem Antrieb, ob elektrisch, mit Verbrenner oder einem Hamster im Laufrad als Motor. Hohe Steuern, Lohn- und Energiekosten verhindern das. Deshalb würde ein VW für unter 20.000 Euro den Werken in Deutschland auch nicht helfen, Beschäftigung zu sichern. VWs Einstiegsstromer ID 2 wird in Spanien gebaut. Anders wäre der Zielpreis von 25.000 Euro nicht zu halten. (aum) Photo: Volksagen via Autoren-Union Mobilität






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