Test: Audi Q5 3.0 TDI - Sportler mit langen Beinen

| 12.03.2012


Quelle: auto.de/sp-x
Keine Fahrzeuggattung verspricht mehr Streitpotential als SUVs. Den Einen kann ein Fahrzeug nicht groß und hoch genug sein. Den Anderen sind die Allrader zu schwer, zu wuchtig und zu angeberisch. Die Einen wollen hoch über dem Verkehr thronen, bequem ein- und aussteigen und ein Statement abgeben. Den Anderen ist das Statement zuwider und sie ärgern sich über die versperrte Sicht nach vorne durch die Spritfresser. Soweit die Vorurteile.

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Der Audi Q5 versucht alleine schon durch seine Form den Streit zu schlichten und einen Kompromiss zu finden. Er ist mehr als nur ein hoher Allrader und versucht durch eine sportliche Note zu überzeugen. Mit Erfolg?

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Ein Langstreckenläufer mit Wanderschuhen
Auf der einen Seite ist der Q5 tatsächlich praktisch: Die hohe Sitzposition gefällt nicht nur dem Fahrer, sondern auch den Passagieren. Gegenüber dem großen SUV Q7 wirkt der Q5 aber fast schon zierlich, eher wie ein Langstreckenläufer mit Wanderschuhen. Mit dem 3,0-Liter-Sechszylinder hat der Audi 3.0 TDI auch ganz besonders stramme Waden. Der längs eingebaute Diesel leistet 176 kW/240 PS und wuchtet mächtige 500 Newtondrehmoment auf die Kurbelwelle. Dieseltypisch liegen die schon im Drehzahlkeller von 1.500 Umdrehungen an und sorgen trotz 1,9 Tonnen Leergewicht für einen starken Antritt. Allerdings reagiert der Motor nur mit leichter Verzögerung auf Befehle des Gasfußes - eine Sekunde zu lang für unseren Geschmack, auch wenn danach die sieben Gänge zügig durch das famose Doppelkupplungsgetriebe flitzen. Beim beherzten Tritt aufs rechte Pedal im Stand fliegt nach 6,5 Sekunden die Tachonadel an der 100 km/h-Markierung vorbei, die Spitze liegt bei 225 km/h. Der Allrad-Antrieb mit Mittendifferential verteilt dabei die Kraft permanent auf alle vier Räder, Grip ist beim Q5 also immer vorhanden - so wie man es sich bei einem SUV vorstellt.

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Passend zur sportlichen Motor-Getriebe-Kombination gesellt sich das Fahrwerk, das sich in drei Stufen einstellen lässt und selbst im Komfort-Programm immer die Turnschuhe fest geschnürt hat. Wankbewegungen beim 1,63 Meter hohen Audi gibt es praktisch keine und selbst bei schnell wechselnder Fahrtrichtung treibt es dem Audi-Piloten kein Schweißtropfen auf die Stirn, dafür aber eher ein Grinsen ins Gesicht. Wer es im Q5 gerne sportlich mag, kommt nur langsam an seine Grenzen - völlig SUV untypisch. Der Verbrauch pendelt sich bei rund 8,4 Litern auf 100 Kilometern ein, liegt damit nur gering über dem EU-Durchschnittswert von 7,5 Liter auf 100 Kilometer. Dank 75-Liter-Tank kann der Aktionsradius so auch ohne Zwischenstopp auf eine große Runde ausgedehnt werden.

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Doch der Q5 muss nicht immer sportlich bewegt werden
Als Alltagsgerät lässt es sich mit ihm auch gemütlich durch die Stadt bummeln, dank der automatisch öffnenden Kofferraumklappe (auch per Fernentriegelung in der Fahrertür) werden die mindestens 540 Liter Fassungsvolumen schnell zugänglich und die 69 Zentimeter hohe Ladekante trainiert den Bizeps. Mit ein paar kleinen Handgriffen lässt sich auch vom gut einen Meter breiten Kofferraum aus eine ebene Ladefläche herstellen. Im Innenraum herrscht Audi-typische Gediegenheit: Man fühlt sich sofort wohl, die Schalter sind logisch angeordnet, das Armaturenbrett ist weich aufgeschäumt, die Verarbeitungsqualität liegt auf hohem Niveau und das Navi (ab 2.100 Euro) arbeitet schnell. Über ausreichend Platz können sich auch nicht die Fondpassagiere beschweren, nur ganze lange bekommen eine leicht rote Kopfhaut. Dafür lässt sich die Neigung der Rückenlehne optional (200 Euro) im Fond verstellen, um auch für sie eine bequeme Sitzposition zu finden. Wem die serienmäßige Zwei-Zonen-Klimaautomatik nicht reicht, investiert 580 Euro Aufpreis für die Drei-Zonen-Klima.
Auch wenn der Q5, der seit Ende 2008 gebaut wird und sich die Plattform mit dem A4 teilt, mit 4,63 Metern deutlich ziviler aussieht als der große Q7 und besser in das deutsche gesellschaftliche Umfeld passt, dezent ist anders: Seinen technisch verwandten Konzernbruder VW Tiguan überragt der Audi um mehr als 20 Zentimeter in der Länge. Das wirkt aber durch die gelungenen Proportionen nicht unsportlich oder gar fettleibig. Das athletische Design mit den wuchtigen Radhäusern, dem breiten Single-Frame-Kühlerschlund und der gedrungenen Form zielen mehr in Richtung Sportlichkeit und weniger in Richtung Waldweg. Dafür ist der Audi auch dank seines Preises ab 34.850 Euro zu schade, der 3.0 TDI kostet gar mindestens 49.200 Euro. Und wer ein wenig zusätzlichen Komfort wie Ledersitze (ab 1.400 Euro), Kurvenlicht (350 Euro), Licht- und Regensensor (125 Euro), Rückfahrkamera (1.230 Euro), Tempomat (270 Euro), automatische Distanzregelung (1.290 Euro) oder Spurhalteassistent (510 Euro) wünscht, knackt mühelos die 60.000 Euro-Grenze. Das ist für die Einen wieder eine Bestätigung, für die Anderen genau der Grund, einen Q5 zu kaufen.

Datenblatt: Audi Q5 3.0 TDI quattro
Fünfsitziges, fünftüriges SUV
Fahrzeugmaße: 4,63 Meter (Länge), 1,89 Meter (Breite), 1,65 Meter (Höhe), 2,81 Meter (Radstand)
Gepäckraumvolumen: 540 Liter

Antrieb: 3,0-Liter-V6-Diesel; 176 kW/240 PS
max. Drehmoment: 500 Nm zwischen 1.500 und 3.000 U/min
0-100 km/h: 6,5 s
Vmax: 225 km/h
Durchschnittsverbrauch: 7,5 Liter Diesel (je 100 Kilometer)
CO2-Ausstoß: 199 g/km
Testverbrauch: 8,4 Liter

Preis: 49.200 Euro

Kurzcharakteristik: Audi Q5
Alternative zu: BMW X3, Infiniti EX, Mercedes GLK
Sieht gut aus: jedenfalls nicht in Braun
Passt zu: Frauen mit Perl-Ohrringen, Großstadt-Yuppies und Familien

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