Artikel in der Pm 10/03 über illegale Autorennen - Seite 4

Guten Tag,

mit hoher Verwunderung musste ich den oben genannten Bericht zur Kenntnis nehmen.
Seit langer Zeit lese ich regelmässig ihre Zeitschrift und war bis jetzt eine
hochkorrekte journalistische und 100%ig recherchierte Berichterstattung gewöhnt.
Das ich aber mal erleben muss das ihre Zeitschrift ganz offensichtlich einen Bericht
anhand von Aussagen Dritter oder Passagen aus Boulevardblättern erstellt hat mich
gelinde gesagt "überrascht".

Auch ich zähle zu der nicht gerade kleinen Gruppe von Autoenthusiasten in Deutschland
die ihren Wagen nicht nur als Fortbewegungsmittel ansehen - obwohl es das natürlich ist -
sondern sich von der Masse ein wenig - oder auch mehr - abheben wollen.
Das ich aber als 30 Jahre alter Mann der sich in seinem Leben noch nie was zuschulden
hat kommen lassen in die Ecke von Drogensüchtigen gedrängt werde empfinde ich schon
als Beleidung. ("die am Gaspedal hängen wie die Fixer an der Nadel.")


1. Die Veranstaltung in Luckaus heisst nicht "BMW-Burning" sondern "BMW-Blasen"
und ist eine offizielle Veranstaltung auf der auf einer abgesteckten Bahn
Viertelmeilen-Rennen abgehalten werden und daran ist nichts illegales
(wie ihr Bericht suggeriert) sondern ist von Ämtern genehmigt.

2. Ich glaube eher weniger das ein 200-PS-Motor in der Tuningszene
(nicht Raserszene) noch irgendwie Respekt verschafft.
Die wirklich ernst zu nehmenden Fahrzeuge sind jenseits der 300-PS-Marke
angesiedelt und werden auf Rennstrecken - wie z.B. Hockenheim oder
dem Nürburgring - ausgefahren, aber nicht auf öffentlichen Strassen
mitten in der Stadt. Sie würden eher sogar bei einem Besuch - z.B.
an der Pagenstecher - feststellen, das Leute die innerhalb der Stadt
extreme Geschwindigkeiten fahren auch von der Szene als "verrückt"
tituliert und gemieden werden. Wie in jeder "Gruppierung" von Menschen
sind leider auch in der Tuningszene einige dabei auf der "Mitwirken"
alle anderen sehr gut verzichten können.

3. In der Beschreibung der Rennen (z.B. der Absatz mit dem Gridmaster
und 4-spurigen Rennen) hat sich der Ersteller des Artikels wohl
1-2 mal zu viel "The Fast and the Furious" oder "2Fast 2Furious"
angeschaut. Jeder der sich mit der Materie ein wenig eingehender
beschäftigt weiss das das in dem Film gezeigte völlig überzogen ist,
wie es sich für "Popcorn"-Kino halt gehört. Das aber mit der Realität
zu verknüpfen spricht dafür das man den Bezug zu eben dieser verloren hat.
Mal ganz nebenbei... das "The Fast and the Furious" ein Jahr vor
"Denn sie wissen nicht was sie tun" gedreht wurde ist der grösste
Unsinn den ich jeh gehört habe!!! Schon allein dieser Fehler
zeigt deutlich auf wie gut für diesen Artikel recherchiert wurde.
Da kann man wirklich nur mit dem Kopf schütteln...

4. "Hot Rods" haben mit der von Ihnen angesprochen Szene nichts zu tun.
Auch hier empfehle ich ihnen eine etwas genauere Recherche.

5. Den Ausführungen irgendwelcher Psychologen widme ich schon seit langem
nicht mehr meine Aufmerksamkeit. Auch dort werden sehr viel mit
Klischees behaftete Aussagen gemacht. Ein gutes Bespiel ist da die
"Counter Strike - Debatte" der Vergangenheit die mittlerweile
mehrfach wiederlegt wurde...

6. Wenn sie schon das Beispiel "Amerika" nennen sollten sie in ihrem
Bericht auch mal einen anderen Aspekt behandeln.
In Amerika gibt es in jeder grösseren Stadt sogenannte Drag-Strips
auf denen jeder Normalbürger seinen Wagen mit dem anderer Normalbürger
messen kann. Teilweise gibt es sogar Veranstaltungen an dehnen sich die
Polizei beteiligt und auch selber mitfährt. Dies alles in einem
sicherem und legalen Rahmen. Wieso wird so etwas nicht auch in Deutschland
vermehrt angeboten? Das wäre wohl der beste Weg das Problem illegaler
Rennen zumindest zu einem grossen Teil einzudämmen und die verhängnisvolle
sowie falsche Verquickung der Rennszene mit der Tuningszene wäre dann auch
vom Tisch.

7. Nicht jeder der ein "aufgemotzes" Fahrzeug fährt ist gleichzeitig und
automatisch ein Raser. Ich habe in all den Jahren in der ich diesem
Hobby schon fröhne eher das Gegenteil erfahren. Desto mehr Geld und Liebe
in einem Wagen steckt desto zurückhaltender und souveräner verhällt sich
der Fahrer im Strassenverkehr.
Aus meiner persönlichen Erfahrung kann ich eher ganz anderes berichten.
Ich selber fahre einen Mitsubishi Lancer Evo 6 - welcher als hochmotorisiertes
Fahrzeug unschwer zu erkennen ist. Anscheinend spornt das Fahrer von
Mittel- und Oberklasselimousinen oder -kombis an, mich heraus zu fordern.
Vor allem auf der Autobahn werde ich oftmals von Audi, BWM, Mercedes und Co.
bedrängt, abgedrängt, ausgebremst oder auch zu Rennen animiert weil die
Fahrer dieser Wagen anscheinend beweisen müssen das sie schnellere und stärkere
Fahrzeuge fahren als ich. Ich lade sie gerne mal zu einer Fahrt von Kassel
Richtung Frankfurt und zurück ein... dann können sie sich mal problemlos
ein Bild davon machen wo die wirkliche und echte "Raser-Szene" in Deutschland
zu finden ist... jedenfalls nicht in der Gruppe Tuning-Interessierter...

Um ehrlich zu sein habe ich es entschieden satt in jedem Bericht in den Medien
als potentieller Raser abgestempelt zu werden nur weil mein Wagen das Äussere
und vielleicht auch zu einem gewissen Grad die Leistung eines Rallyefahrzeuges hat.
Ich fahre dieses Fahrzeug weil ich ein grosser Fan der WRC bin und des
Könnens das die Fahrer dort an den Tag legen und nicht um unschuldige
Schulkinder zu erschrecken oder anzugeben...

Ich möchte nicht abstreiten das viele Leute die ihren Wagen tunen auch an
illegalen Rennen teilnehmen und ich halte das ebenfalls für Gefährlich und
Unverantwortlich, aber die komplette Szene über einen Kamm zu scheren
und einen Stempel aufzudrücken ist mit Sicherheit falsch.
Ich würde mich eine differentziertere Berichterstattung diesbezgl. wünschen.

Mit freundlichen Grüssen,

Markus Schüttler