[Bericht] Zu dumm zum Fahren


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  • | 03.01.2005 11:58

Vom Gurtpiepser zum Müdigkeitsdetektor: Die Autoindustrie bringt Innovationen, die den Menschen am Steuer entmachten - und nerven.

Aufpasser an Bord
Die Route", sagt der Audi A6, "wird aufgrund aktueller Verkehrsmeldungen neu berechnet." Sein Navigationsgerät empfängt Stauwarnungen aus dem Verkehrsfunk und korrigiert den Kurs.

Im Prinzip ist das erfreulich. Doch die Stimme meldet sich schon zum dritten Mal innerhalb einer Minute. Kann dieses Auto nicht einfach rechnen, ohne zu reden?

Auf dem Beifahrersitz steht eine Aktentasche. Der Fahrer musste sie anschnallen, denn der Audi hatte darum gebeten. Moderne Autos haben eine "Sitzbelegungserkennung".

Im Polster des Beifahrersitzes steckt ein Gewichtssensor. Hält der Automat die Tasche für einen gurtlosen Menschen, ertönt ein nervtötender Warnpiepser. Dem Fahrer bleiben dann drei Möglichkeiten: Er kann das Gepiepse ignorieren (praktisch unmöglich), die Tasche vom Sitz entfernen (lästig) oder (geringstes Übel) die Tasche angurten.

Im Streben nach Perfektion und Sicherheit stoßen Automobile zunehmend in eine Sphäre vor, in der sich der Mensch ebenso gestört fühlt, wie er seinerseits stört. Die Ingenieure haben den Nutzer des Fahrzeugs längst als größtes Problem des Systems geortet und bekämpfen seine Schwächen, wo sie können - also nahezu überall.

Die Kunst dabei ist, den Kunden im Glauben zu halten, er wäre "Herr des Geschehens", wie Mercedes-Chefentwickler Thomas Weber beteuert - während der Fortschritt längst in der fortschreitenden Entmachtung des Fahrzeugnutzers besteht. Saab entwickelt bereits einen "Alcokey" genannten Zündschlüssel, der den Wagen erst startet, wenn eine Pusteprobe den Fahrer als nüchtern ausgewiesen hat.

Doch manche Innovationen sind durchaus sinnvoll, denn der Mensch ist nachweislich zu dumm zum Autofahren: Er kann nicht einmal voll bremsen. Eine irrationale Hemmung hält ihn davon ab, mit aller Kraft auf das Pedal zu treten. Sensoren erkennen an der Hast des Fußtritts die eigentliche Absicht und leiten die Vollbremsung automatisch ein. Die Regelsysteme ABS und ESP verhindern, dass das Auto dabei ins Schleudern gerät. Der "Herr des Geschehens" kriegt davon im besten Fall gar nichts mit.

Längst arbeiten die Forscher auch an der Abschaffung des Auffahrunfalls - durch totale Bevormundung des Fahrers. Radargesteuerte Tempomaten mit Abstandsregelung sind die Vorboten der automatisch eingeleiteten Vollbremsung.

Bisher arbeiten die Geräte maximal mit einem Viertel der verfügbaren Bremskraft - aus haftungsrechtlichen Gründen. Eine Vollbremsung durch Fehlauslösung wäre misslich. Aber das Vertrauen in die Technik wächst. Mercedes wird in der kommenden S-Klasse bereits mit halber Bremskraft eingreifen. Unbedenklich erscheint dagegen der bereits weitverbreitete Regensensor. Allerdings ist er auch völlig unnütz.

Dass der Mensch nicht richtig bremsen kann, ist eine Sache. Mit dem Einschalten des Scheibenwischers ist er gemeinhin nicht überfordert. Hier scheint eher die Automatik Probleme zu haben: Sie reagiert entweder viel zu früh, und die Wischerarme schrappen über fast trockene Scheiben. Manchmal aber ignoriert sie beharrlich auch dichte Regengüsse, bis der Fahrer entnervt zum Hebel greift.

Auch der automatische Lichtschalter, bei vielen Herstellern bereits im Angebot, hat die Sicherheit nicht erkennbar verbessert. Im Gegenteil: Er springt in der Dämmerung erst an, wenn halbwegs umsichtige Fahrer längst selbst die Scheinwerfer eingeschaltet hätten.

Dringenden Bedarf gibt es dagegen für Assistenzsysteme, die einer der gefährlichsten menschlichen Schwächen begegnen sollen: der Müdigkeit. Allein auf deutschen Autobahnen sterben jährlich über 200 Menschen, weil Fahrer einschlafen.

Die derzeit praktikabelste Weckvorrichtung bietet Citroën bereits in zwei Modellen an: Infrarotsensoren unter dem vorderen Stoßfänger beobachten die Fahrbahnmarkierungen. Driftet der Wagen ohne eingeschalteten Blinker aus der Spur, regt sich im Fahrersitz ein nachdrücklicher Rüttelalarm.

Der Hallo-wach-Sitz kann jedoch nur helfen, wenn der Fahrer vor dem Einschlafen daran gedacht hat, ihn einzuschalten. Ein Dauerbetrieb ist bisher nicht möglich, denn Fahrten auf Landstraßen gerieten dann unvermeidlich zum Massage-Marathon. Doch auch ein Auto, das Schläfrigkeit des Fahrers erkennt und dann unweigerlich das Wecksystem aktiviert, ist schon vorstellbar. In einem Forschungsprojekt mit Psychologen der Universität Würzburg entwickelte BMW eine Infrarotkamera, die die Augen des Fahrers beobachtet und am Lidschlag den Müdigkeitsgrad erkennen kann.

Die Technik wäre längst reif für die Serienentwicklung. Doch BMW zögert. Das oft beteuerte Markencredo, den Menschen "nicht entmündigen" zu wollen, wäre endgültig ad absurdum geführt, wenn das Auto seinem matten Fahrer in den Hintern zwackt. "Der Kundennutzen", erklärt eine Firmensprecherin, "ist nicht wirklich greifbar."

Quelle: Spiegel.de
Author: Christian Wüst

##

Finde das wirklich mal einen sehr interessanten Bericht vom Spiegel, auf der einen Seite wollen wir immer herr über unseren Wagen sein auf der anderen Seite ist aber genau das das gefährliche, weil wir die größte Fehlerquelle darstellen
:rolleyes:
Das viele zu wenig auf das Bremspedal treten hab ich schon oft gehört und auch zu meinem Verkehrssicherheitstraining gesehen... meiner Meinung nach sollte man sowas mit zur Fahrschule hinzunehmen, da würden sicher viele Unfälle verhindert.


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  • | 03.01.2005 12:50

hi!
ich hab mir grade den ganzen artikel durchgelesen und ich glaube ich habe noch nie so etwas schlechtes bei spiegel-online gefunden! das ist ja höchstsubjektiv, "wir reden einfach mal alles schlecht". das was dort beschrieben wird ist technischer fortschritt, manchmal sehr sinnvoll, manchmal weniger! stillstand ist der tod der entwicklung. aufgrund solcher einseitiger artikel trauen sich doch beispielsweise hersteller wie bmw nicht, die einschlafwarner einzubauen, weil der fahrer dann entmächtigt wird.... aber vielleicht nicht an einem baum stirbt. der artikel ist kein journalismus, eher nen aufsatz aus der 8. klasse.

max


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  • | 03.01.2005 12:55

Ich finde das Thema alles andere als schlecht, kann deine Meinung auch nicht ganz verstehen... Problem ist doch das jeder denkt das er wirklich super Autofahren kann und viele diese Helferlein nicht braucht weil er denkt das er immer den Wagen unter Kontrolle haben wird.
Außerdem hätte ich auch bedenken wenn ich nurnoch Passagier in meinem Wagen wäre, den jedes Programm kann genauso Fehler machen :rolleyes:

Es geht ganz einfach nur um den Konflikt dem Menschen beim Autofahren zu unterstützen aber nicht zu bevormunden und das ist echt schwer für die Autoindustrie, weil das wohl jeder anders sieht :rolleyes:


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  • | 03.01.2005 13:04

ja, natürlich können systeme, genau wie menschen fehler machen!
sieht man ja an den heimischen computer ;)
aber ich fühle mich zum beispiel in einem funktionierenden neuen e-mercedes sicherer als in einem golf2 oder ein anderes auto aus der zeit.
warum werden lichtsensoren und regensensoren (ok, nicht wirklich die prickelnste errungenschaft der entwicklung) so schlecht geredet? in den fahrzeugen die ich bisher gelenkt habe und die damit ausgestattet waren hat das prima funktioniert. Es sind ja nicht die schnigelschnagel-neuen autos die einem bei dämmerung ohne licht entgegen kommen, sondern eher welche die nicht die sensoren an bord haben. also ich fühle mich an bord von aktuellen fahrzeugen immer noch als herr der lage und kann zur not bei nichtgefallen die elektronischen helferlein (esp bei schnee ;) ) immer noch abschalten. aber ansonsten? ich finde esp ist bei regen und heckantrieb ne feine und entspannt-sichere sache. wenn ich driften will fahr ich auf nen dafür geeigneten platz und schalte es einfach aus.
der angesprochene abstandswarner in verbindung mit abstandselektronik ist ja bereits bei mercedes auf dem markt. distronic. wenn man mag kann man sie einschalten, wenn nicht? dann aus das teil. grade wenn man eine sehr lange strecke über AB fährt und überholen sich nicht lohnt finde ich das sehr entlastent und dient der sicherheit vollkommen.
max

Also ich finde den Artikel durchaus interessant. Und ich finde halt auch, dass vieles was unter dem Thema Sicherheit verkauft wird in Wirklichkeit die stille Selbstverwirklichung von irgendwelchen Ingeneuren ist... Die Wirklich sicheren und sinnvollen Dinge wie die Anti-Einschlaf-Vorrichtung von BMW kommen leider nicht. Und das dann auch noch mit so einer bescheuerten Begründung, kein greifbarer Kundennutzen tztztz. Also wenn das kein greifbarer Nutzen ist, was denn dann? Ein Grund mehr was gegen BMW zu haben...


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  • | 03.01.2005 14:34

ich find es kommt auf die sachen an die in die autos eingebaut werde. klar manche mögen einige sachen unnütz finden aba andere finden es wieder als wichtig und entspannend. z.b. regensensor. wir habn das auch in unserm dreier und muss sagn das is ne tolle sache. bei uns funktioniert das einwandfrei. immer klare sicht. abstandswarner find ich auch ne super sache. in verbindung mit tempomat. kommt dadurch auf jeden fall zu weniger unfällen. und wenn man entspanter im auto sitzt kann man sich auch evtl. besser konzentrieren als wenn man auf alles hektisch achten muss. find ich zumindest.

Zum Glück muss man für den meisten Elekronikkram Aufpreis zahlen,also meist eh unerschwinglich;wenn man sich bei den Leuten umhörrt sind immer mehr mit ihren Autos überfordert....na toll
Kann man entweder n Altes Auto fahren oder n Lotus Elise(krasses Beispiel aber heutzutage nimmt Elektronik einfach überhand!)


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  • | 03.01.2005 17:48

viele elektronische dinge, wie ABS ASR und ähnliches, fin ich eigentlich garncht schlecht, abre andererseits stehe ich dingen wie dem Abstadnswarner kritisch gegenüber. eigentlich sollte jeder der eine Führerschein hat es gelernt haben, wie man sich auf einer autobahn zu verhalten hatt. und ich möchte einfach mal behaupten, das 2/3 der Leute die auf der Autobahn unterwegs sind (PKW) keinen Plan haben wieviel(oder wie wenig Abstand) sie halten.
Und gerade so ein Abstandhalterwarner dings, kann zwar den leuten vernünftiges Fahren beibringen, allerding verleitet er auch evtl sehr zur fahrlässigkeit, das Auto past ja auf.
Auch so ein rüttel alarm ist sihcerlich ne gute erfindung, wenn er richtig und stabil funzt.. und auch auf einer Landstraße sollte man in der Spur bleiben und beim Spurwechsel blinken, auf der Landstraße gilt das auch.

Fazit: Ich denke elektronik sollte man kritisch, aber nicht pauschal betrachten. nicht alles ist immer gut oder schlecht... und wer einen Regensensor braucht ist eben zu faul zum selber schalten.

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