Populäre Irrtümer


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  • | 02.04.2003 15:50

aus dem Buch Populäre Irrtümer, hier ein paar Stücke zum Thema Auto:

Zitat:
Autofahren 1
Autofahren ist die gefährlichste Art der Fortbewegung

Wahr ist: die Wahrscheinlichkeit, bei einer Autoreise umzukommen, ist weit größer als beim Fliegen oder bei Fahrten mit Bahn oder Bus. Aber noch gefährlicher ist das Reisen mit der Kutsche: »Der Ausflug mit Kutsche oder Reitpferd endet jedes Jahr für rund 2000 Menschen im Krankenhaus« (Borkener Zeitung), mindestens 20 Menschen kommen dabei Jahr für Jahr ums Leben. Damit ist die Kutsche weit vor Auto, Bahn und Flugzeug das pro Passagierkilometer gefährlichste Verkehrsmittel der Welt.

Lit.: »Kutschfahrt mit Risiko«, Borkener Zeitung, 8.3.1997; Stichwort vorgeschlagen von Jens Sylvester.
[Lexikon: Autofahren 1, S. 1 ff.Das digitale Lexikon der populären Irrtümer, S. 130 (vgl. LexPI Bd. 2, S. 22 ff.)]
Zitat:
Autofahren 2
Bezüglich Autofahren zeigen Frauen und Männer keine Unterschiede

Diese Hypothese ist politisch korrekt, aber faktisch falsch. Denn nach neueren verkehrspsychologischen Erkenntnissen fahren Frauen anders, und nicht immer besser, als die Männer. Sie verschätzen sich leichter bei Entfernungen, haben deshalb im Vergleich zu Männern größere Probleme beim Einparken, oder biegen, falls erforderlich, zu früh oder zu spät in Nebenstraßen ab. Und auch ihr Zögern bei kritischen Vorfahrtssituationen macht diese oft noch kritischer als sie ohnehin schon sind.
Keine Unterschiede fanden die Forscher dagegen beim Kampf um Parkplätze (hier reagieren Frauen wie Männer gleichermaßen rabiat auf Konkurrenten) oder beim Lenken PS-starker Kraftfahrzeuge: Hier drücken Frauen wie Männer gleichermaßen auf die Gaspedale.

Lit.: »Zaudern und Zockeln«, Der Spiegel 22/1997; Frank McKenna: Driving behaviour of men and women, London 1998.
[Lexikon: Autofahren 2, S. 1 ff.Das digitale Lexikon der populären Irrtümer, S. 131 (vgl. LexPI Bd. 2, S. 23 ff.)]
Zitat:
Autobahn
Die deutschen Autobahnen entstanden auf Befehl von Hitler

Nach offizieller Nazi-Propaganda hatte Hitler während seiner Haft in Landsberg 1924 die Vision, ein Netz kreuzungsfreier Straßen nur für Autos quer durchs deutsche Land zu spannen - also Autobahnen einzuführen.
In Wahrheit gibt es Autobahnen schon seit 1921; damals wurde in Berlin die AVUS eingeweiht, die erste Autobahn der Welt. In Italien gibt es Autobahnen seit 1923 (die Autostrada von Mailand Richtung Schweiz), 1926 wurde die Autobahn Köln-Düsseldorf geplant, im gleichen Jahr konstituierte sich der »Verein zur Vorbereitung der Autostraße Hansestädte- Frankfurt-Basel« (HAFRABA), und als Hitler Reichskanzler wurde, waren quer über die ganze Republik und ohne sein Zutun zahlreiche Autobahnen geplant oder im Bau. Daß die meisten erst unter seiner Herrschaft fertig wurden, ist nicht sein Verdienst gewesen.

Lit.: H.-J. Winkler: Legenden um Hitler, Berlin 1963.
[Lexikon: Autobahn, S. 1 ff.Das digitale Lexikon der populären Irrtümer, S. 129 (vgl. LexPI Bd. 1, S. 37 ff.)]
Zitat:
Autos 1
Autos haben die Umwelt seit jeher vor allem durch Abgase und Lärm belästigt (s.a. »Fahrverbot 2«)

Der vor hundert Jahren mit Abstand häufigste Grund zu Klagen über Autos war der Staub. »Der Arbeiter auf dem Heimwege, das Kind auf dem Gange zur Schule, der erholungsbedürftige Wanderer, alle leiden darunter.« Der durch Autos aufgewirbelte Staub wurde als dermaßen lästig empfunden, daß man Gesetze vorschlug, wonach Autofahrer beim Sichten von Fußgängern zwecks Staubvermeidung das Fahren einzustellen hätten ...
Die »geradezu fürchterliche Staubplage, die das Auto geschaffen und die natürlich besonders auf den nicht gepflasterten Straßen an den schwach genommen 200 trockenen Jahrestagen in die ekelhafteste Erscheinung tritt« (aus einem Beschwerdebrief von 1910), erregte Anfang des Jahrhunderts viele Bürger weit stärker als heute der Lärm und der Gestank. »Es besteht kein Zweifel, daß die Abneigung gegen das Automobil, die sich überall geltend macht und der Ausbreitung des Motorverkehrs entgegenwirkt, in allererster Linie auf die Staubbelastung zurückzuführen ist« (Münchner Neueste Nachrichten). »Die Schnelligkeit der Motorfahrzeuge [damals maximal 20 km/h; WK] würde weniger Zorn erregen (...) wenn nur der Staub nicht wäre.«

Lit.: Münchener Neueste Nachrichten, 7.3.1910; Zeitschrift »Rauch und Staub« von 1910/11; F.-J. Brüggemeier und M. Toyka-Seid: Industrie- Natur: Lesebuch zur Geschichte der Umwelt im 19. Jahrhundert, Frankfurt a.M. 1995.

Früher Automobilist, eine Dame und einen Dackel einstaubend (gezeichnet 1896 von H. Toulouse- Lautrec

[Lexikon: Autos 1, S. 1 ff.Das digitale Lexikon der populären Irrtümer, S. 132 (vgl. LexPI Bd. 2, S. 23 ff.)]
Zitat:
Autos 2
Erst mit den Autos fing das Chaos in den Städten an

Die größte Umweltplage in den Städten des 19. Jahrhunderts waren die Pferde und der Pferdemist; gegen den Gestank und das Gedränge auf manchen Straßen des 19. Jahrhunderts sind moderne Großstadt-Boulevards idyllische Parfümgeschäfte.
Eine noch größere Plage als die lebenden Pferde waren allerdings die toten: Um die Jahrhundertwende verendeten auf New Yorker Straßen jährlich 15.000 Pferde, in Chicago 12.000; die Kadaver blieben oft tagelang dort liegen, wo sie hingefallen waren.

Lit.: B. Bryson: Made in America, London 1995; Stichwort vorgeschlagen von Dietrich Groh.
[Lexikon: Autos 2, S. 1 ff.Das digitale Lexikon der populären Irrtümer, S. 134 (vgl. LexPI Bd. 2, S. 24 ff.)]
Zitat:
Autos 3
Man darf sein Auto auf öffentlichen Straßen nur mit gültigen Kennzeichen bewegen

Dieser Irrtum hat viele Autofahrer schon viel Geld gekostet (Taxi zum An- und Abmelden des Autos, weil das eigene Auto mit ungültigem Nummernschild in der Garage stand). »Fahrten zur Abstempelung der Kennzeichen und Rückfahrten nach Entfernen des Stempels dürfen mit ungestempeltem Kennzeichen ausgeführt werden«, stellt § 23 der Straßenverkehrszulassungsordnung lapidar fest.
Allerdings sollte man dabei möglichst keine privaten Umwege fahren; auch Einkaufen oder die Kinder an der Schule absetzen ist eigentlich verboten - die Fahrt darf nur dem einen Zweck des Abstempelns des Nummernschildes dienen.

Lit.: H. Jagusch und P. Hentschel: Straßenverkehrsrecht, München 1997; Stichwort vorgeschlagen von Sascha Waßmann.
[Lexikon: Autos 3, S. 1 ff.Das digitale Lexikon der populären Irrtümer, S. 135 (vgl. LexPI Bd. 2, S. 25 ff.)]
Zitat:
Fahrverbot 1
Fahrverbot ist das gleiche wie Führerscheinentzug (s.a. »Führerschein«)

Führerscheinentzug bedeutet: der Führerschein ist weg. Und man bekommt ihn auch nicht wieder; wer dennoch auf legale Weise wieder Auto fahren möchte, muß einen neuen Führerschein erwerben, mit allen Formalitäten (Prüfung, Sehtest usw.), die damit verbunden sind.
Verglichen damit ist ein Fahrverbot weit weniger dramatisch; man erhält am Ende denselben Führerschein zurück, und anders als der Führerscheinentzug wird das Fahrverbot auch erst mit Rechtskraft der zugrundeliegenden Entscheidung wirksam; durch gezielten Einspruch können geschickte Delinquenten die Affäre damit dergestalt verzögern, daß die führerscheinlose Zeit gerade in den Urlaub auf Mallorca fällt.

Lit.: Klaus Mollenkott und Oliver Kleine: »Wann ist der Führerschein in Gefahr?«, Recht und Praxis Digital, September 1996, über die Internet- Adresse http://www.vrp.de/sept96/beitragbt055.htm.
[Lexikon: Fahrverbot 1, S. 1 ff.Das digitale Lexikon der populären Irrtümer, S. 464 (vgl. LexPI Bd. 2, S. 100 ff.)]
Zitat:
Fahrverbot 2
Generelle Fahrverbote an bestimmten Wochentagen werden erst seit der ersten Ölkrise erwogen (s.a. »Autos 1«)

Schon Anfang des Jahrhunderts wurden für bestimmte Tage generelle Fahrverbote vorgeschlagen: nicht für Sonntage wie Anfang der 70er Jahre, aber für Sonnentage, weil die Staubbelästigung durch Autos damals viele Menschen auf die Palme brachte.
Die Autofabrikanten konterten diese Drohung mit einem Patent für eine »verblüffend einfache Vorrichtung«, die darin bestand, »daß beiderseits der Trittbretter des Automobils längliche Wasserbehälter angeordnet werden, von denen aus die Vorder- und Hinterräder während der Fahrt durch belebte Orte, Straßen, Villenquartiere je nach Notwendigkeit in drei verschiedenen Graden besprengt werden. Die benetzten Räder wirbeln keinen Staub auf und hinterlassen eine nasse Spur. Da die Staubplage naturgemäß da am stärksten ist, wo viele Automobile verkehren, wird bei allgemeiner Anwendung die Straße durch die Automobile selbst stets feucht erhalten, so daß durch Adhäsion und Luftwirbel keine Staubwolke erzeugt werden kann. So erweisen die Automobilisten der Allgemeinheit einen Dienst und sichern sich deren Wohlwollen«.
Durch die zunehmende Asphaltierung unserer Straßen wurde diese Neuerung dann überflüssig.

Lit.: F.-J. Brüggemeier und M. Toyka-Seid: Industrie-Natur: Lesebuch zur Geschichte der Umwelt im 19. Jahrhundert, Frankfurt a.M. 1995.
[Lexikon: Fahrverbot 2, S. 1 ff.Das digitale Lexikon der populären Irrtümer, S. 465 (vgl. LexPI Bd. 2, S. 100 ff.)]


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  • | 02.04.2003 15:56

Zitat:
Sicherheitsgurte
Sicherheitsgurte retten Menschenleben

Damit wir uns nicht mißverstehen: Wer mit einem Auto gegen eine Mauer fährt, ist ohne Gurt wahrscheinlich tot. Mit Sicherheitsgurt dagegen (oder noch besser: mit Airbag) hätte er oder sie vielleicht den Unfall überlebt. In diesem Sinn sind Gurte sicher Lebensretter ...
Darüber vergessen viele aber die Wahrscheinlichkeit, überhaupt eine Mauer anzufahren. Diese Wahrscheinlichkeit wird nämlich mit Gurt in aller Regel größer. Oder wie die Verhaltensforscher das ausdrücken (die sogenannte Theorie der »Risiko-Homöostasie«, siehe Wilde): Wir gleichen, ob bewußt oder unbewußt, unser Verhalten derart an geänderte Risiken an, daß das gesamte Risiko sich nur wenig ändert. Nehmen die Gefahren zu, nimmt auch unsere Vorsicht zu, und nehmen die Gefahren ab, so nimmt auch unsere Vorsicht ab. Die Gesamtwahrscheinlichkeit, bei einem Autounfall umzukommen, setzt sich also zusammen aus der Wahrscheinlichkeit, überhaupt einen Unfall zu erleiden, und der Wahrscheinlichkeit, bei einem Unfall umzukommen, falls man einen Unfall hat (die sogenannte bedingte Todeswahrscheinlichkeit), wobei nur die zweite Komponente sich durch Airbag, ABS und Gurte reduziert. Die erste Komponente nimmt dagegen zu.
Wenn man etwa einschlägigen Untersuchungen aus den USA vertrauen darf, werden die reduzierten Todesfälle bei Unfall durch die erhöhte Zahl der Unfälle im großen und ganzen aufgewogen, so daß die tödlichen Verkehrsunfälle insgesamt durch die Anschnallpflicht nicht abgenommen haben (für eine Teilmenge aller Verkehrsteilnehmer, nämlich für die Radfahrer und Fußgänger, haben sie sogar zugenommen). Demnach wäre also der erfreuliche Rückgang der tödlichen Verkehrsunfälle, den wir seit einigen Jahrzehnten in fast allen westlichen Industrienationen beobachten, nicht auf die Gurtpflicht, sondern auf andere Faktoren wie etwa größere und stabilere Autos oder breitere Straßen zurückzuführen ...
Der amerikanische Wirtschaftsprofessor Armen Alchian von der Universität von Kalifornien hat dieses Prinzip der Risiko-Homöostasie einmal auf die Spitze getrieben und vorgeschlagen, statt Airbags spitze Speere in die Lenkkonsolen unserer Autos einzubauen: bei jedem Aufprall ist der Fahrer sofort tot. Nach Alchians Rechnung würde so die Zahl der Verkehrsunfälle in den USA ganz drastisch sinken ...

Lit.: Sam Peltzmann: »The effect of automobile safety regulation«, The Journal of Political Economy 83, 1975, 677-725; G. Wilde: »The theory of risk homeostasis: implications for safety and
[Lexikon: Sicherheitsgurte, S. 1 ff.Das digitale Lexikon der populären Irrtümer, S. 1408 (vgl. LexPI Bd. 1, S. 284 ff.)]
Zitat:
Tempolimit
Der Ruf nach Tempolimits entstand erst mit der immer größeren Geschwindigkeit der Autos

Anfang des Jahrhunderts war die Höchstgeschwindigkeit für Autos innerhalb und außerhalb von Ortschaften des Deutschen Reiches auf 9 km/h festgesetzt. Im Jahr 1909 wurde ein Heraufsetzen auf 20 km/h diskutiert, darüber beschwerte sich der Reichstagsabgeordnete Stolle (SPD): »Ja, meine Herren, dann können die Luxusautomobile ganz nach Belieben durch die Straßen fahren, und niemand wird danach fragen, welche Geschwindigkeit sie dabei einhalten. (...) Der Automobilklub will sogar 25 Kilometer fahren, er will rasen. Und was ist die Folge, wenn solche Luxusautomobile über die Landstraßen rennen und an keine Vorschriften gebunden sind? (...) Sonntags früh, wenn die in der Fabrik abgearbeiteten Leute einen Ausgang machen und frische Luft schöpfen wollen, dann kommt ein Auto gesaust, spritzt rechts und links den Straßenschmutz in die Höhe, so daß den Leuten, die nicht in die Wiesen und in den Wald hineindürfen, das beste Kleid ruiniert wird.«

Lit.: Stenographische Berichte über die Verhandlungen des Deutschen Reichstags, Band 215, 11. Legislaturperiode, Sitzung vom 26.3.1909, S.
[Lexikon: Tempolimit, S. 1 ff.Das digitale Lexikon der populären Irrtümer, S. 1490 (vgl. LexPI Bd. 2, S. 324 ff.)]
Zitat:
VW-Käfer
Der Name »Käfer« kommt aus Deutschland

Das amerikanische »beetle« ist keine Übersetzung für den deutschen »Käfer«, sondern umgekehrt: Der deutsche »Käfer« wurde dem amerikanischen »beetle« nachempfunden. In einem Artikel der New York Times vom 3. Juli 1938 wurde das seltsame neue Mini-Auto aus Germany etwas abschätzig als »beetle« abgestempelt, und dieser durchaus nicht als Kompliment gedachte Name wurde dann mit »Käfer« übersetzt.

Lit.: »Eine Idee macht Geschichte - Die Volkswagen Chronik«, Broschüre der Volkswagen AG, Wolfsburg (ohne Ort und Jahr); Karen Duve und Thies Völker: Lexikon berühmter Tiere, Frankfurt a.M. 1997.
[Lexikon: VW-Käfer, S. 1 ff.Das digitale Lexikon der populären Irrtümer, S. 1607 (vgl. LexPI Bd. 2, S. 349 ff.)]


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    Gulliausweicher


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  • | 02.04.2003 16:37

och mal ganz interessant zu lesen


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  • Nickpage von Six anzeigen Six



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  • | 03.04.2003 09:30

Ich bin mal wieder zu faul mir alles durchzulesen :schlaf: =)

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